Vorwort von Mag. Harald Singer

Vorwort zur Plattform: „GESUNDE BIENE“

Das „Bienensterben“ ist bereits ein globales Problem und betrifft viele Arten. Wir Imker bemerken dieses Bienensterben bereits seit vielen Jahren und sind besorgt, geht es dabei nicht nur um unsere Bienen, sondern um das Überleben der Imkerei als solche, Bienen, Menschen und ganzer Ökosysteme.

Bienen spielen hier eine ganz wesentliche Rolle als Bioindikator und Frühwarnsystem.

• Bienen zeigen Umweltbelastungen und Störungen in Ökosystemen.

• Bienensterben offenlegt/ zeugt von dem Artensterben in der Insektenwelt.

Erkennen wir die Zeichen der Zeit und steuern dagegen um nicht in einer Katastrophe zu landen!

Die Bienen sind unsere wichtigsten Bestäubungshelfer, liefern hochwertige Imkereiprodukte, sind Existenzgrundlage von Erwerbsbetrieben, Nebenerwerbsimkern und sind für viele Freizeitimker Ausgleich zum Alltagsstress in unserer urbanen Gesellschaft.

 

Das „Bienensterben“ weltweit hat viele Ursachen. Verschiedene Quellen wurden bereits publiziert. Um einige zu nennen:

• Agrochemikalien

• Parasiten

• Sekundärinfektionen

• GMO-Pflanzen und noch viele mehr;

Die Wechselwirkungen durch Zusammenspiel mehrerer Verursacher sind für den Organismus Bienenvolk ein meist unüberwindbarer Gegner, gegen welchen die Bienen in der Gegenwart mit ihrem genetischen Code keine Chance hat. Mutationen, Änderungen in den Genen, welche nötig wären, um sich neuen Umwelteinflüssen wie Agrochemikalien anzupassen, bedürfen Zeit, die Bienen aufgrund der Vielzahl von negativen Einflüssen und Mengen an hochtoxischen Substanzen nicht bleibt.

Ist dies der Preis unseres Wirtschaftsdenkens? Gewinnmaximierung ohne Rücksichtnahme auf unsere Gesundheit und unsere Ökosysteme?

Wer kann den Bienen helfen?

Bienenschutz ist gesetzlich geregelt und wird von vielen Institutionen wahrgenommen:

• EU (Europäische Union)

• MS (Mitgliedsstaaten)

• Länder; Landesregierungen

• Vereine (Imkervereine, Umweltschutzverbände), Glaubensgemeinschaften, …

Wer ist der Schutzanwalt unserer Bienen? Jeder Imker und mündige Bürger! Alle Institutionen, in deren Aufgaben Bienenschutz verankert ist! Wir ALLE müssen handeln.

Um die Daten von Bienenschäden richtig interpretieren zu können und Lösungsvorschläge zu erarbeiten sind Definitionen zu erstellen. Was ist ein Bienenschaden? Tote Einzelbienen, eine festgelegte Bienenmenge, abgestorbene oder entwicklungsgeschädigte Bienenbrut, tote Königinnen, Drohnen, kontaminierte Vorräte wie Pollen usw.?

Die Risikobewertung muss klar und individuell vorliegen.

Strukturgrößen sind zu erstellen. Es können nur lokal zusammenhängende Lebensräume verglichen werden. Bei Bienenverlusten darf nicht von der Gesamtpopulation ausgegangen werden, da dadurch das Bild verzerrt wird. Bei Agrochemikalieneinfluss und Bienenschäden sind die Bienenvölker bei Prozentangaben eben nur in diesen Räumen zu bewerten und nicht von ganz Österreich. In Gebieten ohne intensive Landwirtschaft, wo keine derartigen Bienenschäden vorkommen, sind diese Völker daher auch nicht in die Gesamtstatistik einzurechnen.

Schadensaufnahme, Analysen mit Standardisierung, Auftraggeber und viele weitere Fragen sind zu klären. Es ist zB. unzumutbar dass Imker jeden Tag eine Standkontrolle durchführen, um Schäden festzustellen.

Unser Ziel muss sein, Bienenschäden wie sie gegenwärtig vorkommen – zukünftig zu verhindern!

Um dies zu erreichen, schlage ich die Gründung der unabhängigen Plattform : „GESUNDE BIENE“ vor.

Die Aufgabe dieser Plattform ist in erster Linie das Sammeln von Daten und Fakten, welche allen betroffenen Imkern und Interessierten zur Verfügung steht. Informationen können so viele Menschen erreichen und somit ihr Wissen erweitern.

Arbeitsgruppen mit vorgestellten Schwerpunkten sollten gegründet werden, zusammengesetzt aus Imkern, Wissenschaftlern, Freunden der Imkerei, Konsumenten, Bioverbänden. Konzepte und mögliche Lösungsvorschläge müssen erarbeitet werden. Objektive Information sollte online abrufbar sein. Öffentliche Medien sollen auf diese Daten zugreifen können, um den Informationsfluss weiter zu verstärken .

Sichern wir unseren Bienen, Imkern und Kindern durch unsere Mitarbeit eine lebenswerte Zukunft!

Schwechat, 1. Imkerthing am 11.01.2012

Mag. Harald Singer

singer.harald@aon.at