Während die Honigbiene sich noch einigermaßen glücklich schätzen kann, die Imker als Anwälte zu haben, schaut es um die vielen Wildbienenarten leider sehr traurig aus. Honigbienen sind Generalisten. Das heißt, dass sie einen sehr reichhaltigen Speiseplan besitzen. Wildbienen sind zumeist Individualisten. Sie spezialisieren sich also auf eine Pflanzengattung, oft sogar nur auf eine bestimmte Pflanze. Verschwindet diese Pflanze, dann mit Sicherheit auch die auf sie spezialisierte Biene.
Gerade beginnen die unterschiedlichsten Wildbienen zu schlüpfen. Am Wildbienenhotel ist fast mehr Betrieb, als bei den Honigbienen.
Wem ist es nicht aufgefallen, dass beim Fahren mit dem Auto kaum mehr Insekten auf der Windschutzscheibe kleben? Das muss doch einen Grund haben. Es geschieht so vieles nur weil es ein Berater sagt, oder man es immer schon so gemacht hat. Sehr wenige denken darüber nach, welche Interessen der Berater verfolgt und was die vorgeschlagene Behandlung bewirkt. Viele Insekten finden gar keine Rückzugsmöglichkeiten mehr. Traurige Wahrheit ist dann sehr oft, dass auf der Roten Liste der gefährdeten Tierarten “ausgestorben” vermerkt werden muss.
Wer sind wir Menschen denn eigentlich, dass wir so mir nichts dir nichts über Existenz oder Ausrottung entscheiden dürfen? Wer gibt uns Menschen das Recht, finanzielle Interessen als das oberste Gebot zuzulassen? Die Befriedigung der nimmersatten Aktionäre hat Priorität gegenüber der Artenvielfalt im Pflanzen- und Tierreich. Ich möchte niemandem unterstellen, vorsätzlich zu handeln, aber alleine schon das zulassen und in Kauf nehmen der Vernichtung von nicht mehr zählbaren Individuen ist eine nicht entschuldbare Vorgehensweise.
Es ist erschütternd, dass sogar Politiker wider besseren Wissens ihre Entscheidungen treffen. Wenn man weiß, wie viele Lobbyisten versuchen ihre eigenen Interessen über die der breiten Masse zu stellen und dann noch Gehör in der Politik finden, spätestens dann erkennt man, dass Politiker ihre Entscheidungen nicht frei treffen. Vielleicht darf nochmals an den Wortlaut der Vereidigungsformel beim Amtsantritt erinnert werden, weil da ist von Beeinflussbarkeit durch Interessensgruppen, Konzerne und Börsen nichts zu lesen.
Einmal mit einem Insektizid die Ackerkultur besprüht, vernichtet Milliarden Organismen. Die Kollateralschäden übersteigen bereits bei Weitem das akzeptable Maß. Kein Mittel kann zwischen Freund und Feind unterscheiden. Daher ist die Bezeichnung “Für Bienen ungefährlich” oder “Für Bienen minder gefährlich” fast schon ein Hohn. Den Wildbienen hilft es sowieso nichts, denn wie gesagt, denen fehlt ihr Anwalt.
Albert Schittenhelm